Wie kommt ein Baby in den Bauch – Wie man Kindern Sex erklärt!
- Anna Dillinger
- 22. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Wie kommt ein Baby in den Bauch – Wie man Kindern Sex erklärt!
Sexualität ist ein Thema, das schon die Kleinsten angeht und interessiert. Und das sagen und zeigen sie auch deutlich. Anders als Erwachsene zwar – aber auch Fragen kommen schon früh: Wie kommen die Babys in den Bauch? Was ist Sex? Was heißt schwul? Wer intuitiv aus dem Bauch antwortet liegt meistens absolut richtig – trotzdem kann es manchmal gar nicht so einfach sein, ,,passend“ und unverkrampft zu antworten.
Dabei wollen Kinder vor allem eins: klare, verständliche Antworten – und keinen langen Vortrag über Bienen und Blümchen. Und die Antworten darf man Ihnen auch geben, denn das Thema Sexualität und das neugierige Entdecken und Spüren des eigenen Körpers (und ja, dazu gehören auch die Geschlechtsteile) gehören nun einmal von Anfang an zum Leben dazu. Wünscht man sich, dass das eigene Kind zu einem selbstbestimmten Menschen mit positivem Körperbild und einem guten Umgang mit Grenzen heranwächst, dann ist – neben anderen Sachen – auch wichtig, ein Wissen und eine Sprache über Sexualität zu haben. „Das erkläre ich dir, wenn du alt genug bist“ oder „der Storch bringt die Kinder“ ist da wenig zielführend und sagt mehr über die eigene Verunsicherung mit dem Thema aus, als es den Kindern hilft. Eine gute Möglichkeit, sich mal zu fragen: Ist es mir unangenehm, Sex zu erklären? Und wie kann ich das überhaupt?
Da bin ich zugegebenermaßen im Vorteil: Als Sexualpädagogin rede ich mit Kindern und Jugendlichen über alles rund um Liebe, Sex und Körper und habe schon viele interessanteste und ausgefallene Fragen gehört. „Wie kommt das Baby in den Bauch“ und „Was ist Sex“ sind dabei zwei der grundlegendsten Fragen, und so antworte ich darauf:
Wenn zwei Menschen ganz doll Lust aufeinander haben, dann wollen sie sich ganz nahe sein, sich küssen, überall streicheln, und im ganzen Körper fängt es dann an zu kribbeln bei den beiden und ist angenehm. Auch in ihren Geschlechtsteilen, also der Scheide oder dem Penis.
Ich spreche bewusst nicht automatisch von Mann und Frau, denn Sex ist ja nun mal in jeder Kombination möglich. Außerdem ist mir wichtig zu vermitteln, dass es für beide ein sehr schönes Gefühl ist (Sex=gutes Gefühl im Körper). Viele beginnen ihre Erklärung mit „Wenn sich zwei Menschen sehr lieb haben/lieben“ – wenn man ehrlich ist, ist das nicht korrekt. Für Sex und fürs Kinder bekommen ist Liebe keine Voraussetzung (aber natürlich oft eine schöne Zugabe). Das darf man Kindern auch so weitergeben. Sex=Liebe ist keine Gleichung, die immer aufgeht. Sex=gutes, kribbeliges lustvolles Gefühl im Körper schon.
Bei Frauen wird dann die Scheide ganz feucht und weit, und bei Männern wird der Penis steif. Und manchmal, wenn beide Lust haben und ein Mann und eine Frau das zusammen machen, dann kann die Scheide den Penis aufnehmen, er gleitet dann da hinein. Dann bewegen sich beide und irgendwann kommt aus dem Penis dann etwas heraus, das heißt Sperma. Wenn dieses Sperma tief in die Frau hineinkommt, kann ein Baby entstehen.
Kinder dürfen wissen, dass der Penis in die Scheide gleiten kann und eine Scheide (übrigens nicht „passiv“, sondern „aktiv, indem sie sich weitet und weich und feucht wird) in der Lage ist, den Penis aufzunehmen. „Sie legen sich aufeinander und dann entsteht ein Baby“ ist einfach zu ungenau und entspricht nicht der Wahrheit. Faktisch korrekt zu bleiben, aber trotzdem nicht zu sehr in komplizierte Details zu gehen ist manchmal gar nicht so einfach: So kann man natürlich auch das Verschmelzen von Sperma und Eizelle thematisieren – bei kleinen Kindern ist das nur oft nicht so relevant. Manche Kinder fragen vielleicht auch nach dem Orgasmus – dann könnte man sagen, dass sich da das kribbelige, gute Gefühl im ganzen Körper steigert und immer mehr wird und sich irgendwann, wie ein kleiner Vulkanausbruch, auflöst und dann ist man ganz entspannt und macht danach auch wieder etwas anderes als Sex.
Und klar, gerade wenn Kinder zuhause zwei Mütter oder Väter haben, ist es für sie natürlich wichtig zu wissen, wie sie entstanden sind und dass es auch anders geht als durch Sex zwischen Frau und Mann. Dass das Sperma in den Körper der Frau gelangen muss bleibt gleich – aber dass dieses z.B. auch von einem Samenspender kommen kann, kann man ebenso erzählen, wie die Möglichkeit, Sperma und Eizelle außerhalb des Körpers zusammenzubringen und dann einzusetzen, oder ein Kind zu adoptieren. Da kommt es auf die Bedürfnisse des Kindes an – welche Infos sind gerade wichtig und haben etwas mit der eigenen Lebensrealität zu tun? Ein halbstündiger Vortrag über alle Arten der Befruchtung ist genauso wenig sinnvoll wie die immerwährende Beschränkung auf Mann + Frau=Baby.
Das wichtigste bei der Beantwortung aller Fragen bleibt: Freuen sie sich, dass sie AnsprechpartnerIn ihres Kindes sind. Und trauen sie sich, zu antworten. Das muss nicht immer perfekt sein, es kann auch mal völlig ok sein mit „Puh, da weiß ich gerade gar nicht, wie ich dir das erklären soll“ zu beginnen und sich dann ein paar Gedanken zu machen. Aber die Gedanken lohnen sich: Einen offenen Umgang mit Sexualität zu etablieren und eine gemeinsame Sprache darüber zu finden, gibt ihrem Kind eine Kompetenz an die Hand. Und je mehr Kompetenzen im Bereich Körper, Spüren und Sexualität angesammelt werden, desto selbstbestimmter- und bewusster wird ihr Kind durchs Leben gehen.



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